AKTION • TOP TEN THURSDAY
10 Bücher mit einer "Zeit" im Titel
28. September 2023
Diese Woche bin ich wieder einmal bei Aleshanees "Top Ten Thursday" dabei, denn das Thema "Zeit" fand ich spannend. Wobei ich es so verstanden habe, dass man sich nicht sklavisch an das Wort "Zeit" halten muss, sondern auch etwas weiter gefasste Begriffe wie "morgens", ein Wochentag, Monat oder Jahr im Titel vorkommen dürfen.
Herausgekommen ist wieder einmal eine recht bunt gemischte Liste, die ein gutes Spiegelbild meines Lesegeschmacks darstellt - angefangen bei historisch über Humor, ein bisschen Liebe bis zu Thriller, Krimi und Phantastik. Meistens sortiere ich meine Bücher ja nicht, deswegen entsteht die Abfolge immer ein bisschen willkürlich :D.
Jetzt aber viel Spaß mit meiner neuen Liste, ich hoffe, die Zusammenstellung gefällt euch.
Ken Follett - Der Morgen einer neuen Zeit
England im Jahr 997. Im Morgengrauen wartet der junge Bootsbauer Edgar auf seine Geliebte. Deshalb ist er der Erste, der die Gefahr am Horizont entdeckt: Drachenboote. Jeder weiß: Die Wikinger bringen Tod und Verderben über Land und Leute.
Edgar versucht alles, um die Bürger von Combe zu warnen. Doch er kommt zu spät. Die Stadt wird beinahe völlig zerstört. Viele Menschen sterben, auch Edgars Familie bleibt nicht verschont. Die Werft der Bootsbauer brennt nieder. Edgar bleibt nur ein Ausweg: ein verlassener Bauernhof in einem Weiler fern der Küste.
Während Edgar ums Überleben kämpft, streiten andere um Reichtum und Macht in England. Unter ihnen: der gleichermaßen ehrgeizige wie skrupellose Bischof Wynstan, der idealistische Mönch Aldred und Ragna, die Tochter eines normannischen Grafen ...
Ich hab es ein bisschen mit Ken Follett und seinen historischen Romanen, wie man sieht :). Aber ich mag es, wenn ich das Gefühl habe, ein gut recherchiertes Buch vor mir zu haben, das ein Bild einer vergangenen Gesellschaft entwirft und das das historische Setting nicht nur als Aufhänger für einen Liebesroman verwendet.
Graham Moore - Die letzten Tage der Nacht
New York, 1888: Die Stadt vibriert, ist voller Energie. Die neu erfundene Glühbirne ist eine Sensation - und zieht den jungen Anwalt Paul Cravath in einen der größten Patentkriege aller Zeiten.
Pauls einziger Trumpf gegen seinen Widersacher Thomas Edison: seine Verbindung zu Nikola Tesla, dem ebenso genialen wie verschrobenen Erfinder. Doch als Tesla bei einer Explosion in seinem Labor das Gedächtnis verliert und Paul zu scheitern droht, kann allein seine Freundschaft zu einer jungen Sängerin die Dinge noch einmal wenden ...
Ich habe die Geschichte damals als Hörbuch gehört. Zeitweise hatte das Buch zwar Längen, aber ich fand die Geschichte des Stromkrieges am Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts sehr spannend erzählt. Es ist jedenfalls keine Erfindung der Neuzeit, wenn sich Firmen bis aufs Blut bekriegen, um die Vorherrschaft auf einem neuen Markt erringen, wie man oft denken mag.
Sebastian Fitzek - Der erste letzte Tag
Livius Reimer macht sich auf den Weg von München nach Berlin, um seine Ehe zu retten. Als sein Flug gestrichen wird, muss er sich den einzig noch verfügbaren Mietwagen mit einer jungen Frau teilen, um die er sonst einen großen Bogen gemacht hätte. Zu schräg, zu laut, zu ungewöhnlich - mit ihrer unkonventionellen Sicht auf die Welt überfordert Lea von Armin Livius von der ersten Sekunde an.
Bereits kurz nach der Abfahrt lässt Livius sich auf ein ungewöhnliches Gedankenexperiment von Lea ein - und weiß nicht, dass damit nicht nur ihr Roadtrip einen völlig neuen Verlauf nimmt, sondern sein ganzes Leben!
Der erste sogenannte Nicht-Thriller von Sebastian Fitzek wurde mir von meiner Mutter quasi zum Lesen aufgedrängt. Den Anfang mochte ich auch durchaus, das erinnere ich mich, aber das Ende war dann nicht so ganz nach meinem Geschmack. Den Fans scheint's aber gefallen zu haben, sonst gäbe es nicht mittlerweile schon ein zweites Buch im selben Stil :).
Natascha Rodriguez - Und zwischen uns ein Jahr
Marie fliegt mit ihren beiden Kindern übers Wochenende nach Paris. Dort findet eine Feier zu Ehren ihres Vaters statt, der einige Monate zuvor überraschend verstorben ist. Alte Wunden brechen wieder auf, Marie provoziert eine Aussprache mit ihrer Mutter, in der es um Jahrzehnte totgeschwiegene Konflikte und Verletzungen geht.
In dieser aufgewühlten Atmosphäre begegnet sie Serge. Es passiert nichts zwischen ihnen, aber es liegt etwas in der Luft. Obwohl sie ihren Mann Johannes liebt und mit ihm und ihren beiden Kindern ein glückliches Leben führt, schleicht sich eine Sehnsucht in ihre Gedanken, die sie nicht mehr loslässt. Auch wenn sie es sich zunächst nicht eingestehen will, eines ist schnell gewiss: Sie muss Serge wiedersehen. Immer tiefer taucht Marie in den Strudel ihrer Gefühle ein und läuft schließlich Gefahr, sich selbst zu verlieren.
Kein Titel, zu dem ich aus eigenem Antrieb gegriffen hätte, das weiß ich. Liebes- und Beziehungsormane lese ich nämlich eigentlich eher selten. Aber ab und zu mache ich schon mal eine Ausnahme - und dieses Buch war seinerzeit eine Empfehlung von einigen anderen Buchblogger:innen :).
Glenn Kleier - Der letzte Tag
In der israelischen Wüste wird ein geheimes Forschungslabor zerstört. Aus den rauchenden Überresten entsteigt eine junge Frau. Sie spricht fließend alle Sprachen der Welt und beginnt zu predigen: denn sie ist Jesa, die Tochter Gottes!
Der Vatikan streitet ihren Anspruch ab. Doch religiöse Hysterie und blanke Furcht breiten sich wie eine Feuersbrust auf der ganzen Welt aus. Wird Jesa die Menschheit retten - oder ist sie die Vorbotin des Jüngsten Gerichts?
Mittlerweile bekommt man dieses Buch nur noch gebraucht, aber es ist mir gelungen, es auf einem Flohmarkt aufzutreiben. Seinerzeit hab ich es als Taschenbuch gelesen und die Idee hat mich damals tief beeindruckt, weil sie sich mit einer Frage beschäftigt, die ich mir selbst schon gestellt habe.
Der Autor spielt in dem Buch nämlich mit dem Gedanken, wie unsere Gesellschaft und die aktuellen Weltreligionen mit einem neuen Jesus, pardon, Jesa umgehen würden - eine klassische "Was wäre wenn"-Story eben. Und was dabei herausgekommen ist, fand ich erschreckend realistisch (und war nebenbei genau das, was ich mir ebenfalls gedacht habe).
Sandra Regnier - Die Stunde der Lilie
Es sollte ein gewöhnlicher Ausritt nach einem anstrengenden Schultag werden. Niemals hätte sich die sechzehnjährige Julia träumen lassen, dass es sie an der mit Lilien gesäumten Weggabelung aus dem Deutschland der Gegenwart ins Frankreich des 17. Jahrhunderts verschlagen würde. Und das ohne eine Möglichkeit der Rückkehr.
Von einem Tag auf den anderen muss sich Julia den Sitten des Versailler Königshofes anpassen und zu allem Übel auch noch Französisch lernen. Glücklicherweise bekommt sie jedoch einen einflussreichen Vormund an die Seite gestellt: Etienne Flémont, den Grafen von Montsauvan. Ein Mann, der ihr Schicksal noch weitreich beeinflussen soll...
Kann man das "Guilty Pleasure" nennen? Aber ab und zu mag ich auch solche Geschichten ganz gerne. Und auch wenn die Heldin sich leider ein bisschen zu einer Mary Sue entwickelt, merkt man der Geschichte an, dass die Autorin sich sehr intensiv mit dem französischen Barock beschäftigt hat. Etwas, was wohl heutzutage im Jugendbuch-Sektor auch nicht mehr so selbstverständlich ist ...
Andreas Gruber - Rachefrühling
Martin Kilian betreibt einen erfolgreichen True-Crime-Podcast. Dank seiner Recherchen wurden schon mehrere unschuldig Verurteilte wieder aus dem Gefängnis entlassen. Bis Kilian plötzlich selbst zum Verdächtigen wird: Bei dem grausamen Mord an der Wiener Chirurgin Dr. Rashid spricht alles gegen ihn. Verzweifelt wendet er sich an die renommierte Anwältin Evelyn Meyers, doch deren Nachforschungen gestalten sich komplizierter und gefährlicher, als anfangs gedacht. Und so bittet Evelyn den Leipziger Kommissar Walter Pulaski, der gerade in Wien Urlaub macht, um Hilfe. Anders als sie kann er inkognito ermitteln und stößt dabei auf ein unglaubliches Geheimnis …
"Rachefrühling" ist das jüngste und letzte Buch aus der "Rache"-Reihe, die ja vor einigen Jahren mit dem "Rachesommer" angefangen hat. Das Team Meyers - Pulaski ist mir dabei fast so sehr ans Herz gewachsen wie Sneijder und Nemez aus der "Todes"-Reihe. Während Sneijder aber noch zweimal ermitteln darf, ist "Rachefrühling" laut Autor nun wirklich der letzte Band - anders ergibt es eigentlich auch mit den Jahreszeiten wenig Sinn.
Ich habe das Buch erst vor kurzem gelesen und hatte jede Menge Spaß dabei, auch wenn ich nicht mit allen Entwicklungen bei der Handlung zufrieden war. Auf jeden Fall stimmt der Humor und die Chemie zwishen den Figuren - und es besteht auch die Hoffnung, Pulaski nach dem Crossover in "Todesrache" noch einmal wiederzusehen :).
Agatha Christie - 16 Uhr 50 ab Paddington
Aus ihrem Zugabteil beobachtet Elspeth McGillicuddy einen Mord in einem anderen Zug. Hilflos muss sie zuschauen, wie ein Mann eine Frau erwürgt. Die Frau geht zu Boden, der Zug fährt davon.
Es gibt keine Verdächtigen, keine anderen Zeugen - und zu guter Letzt auch keine Leiche. Keiner glaubt Elspeth. Außer ihrer Freundin Miss Marple, die nicht ruht, bis sie den Täter dingfest gemacht hat.
Noch heute gehört die Verfilmung mit Margaret Rutherford als Miss Marple zu meinen liebsten Filmen, auch wenn dieser Film einige Dinge aus dem Buch abgeändert hat. Das Original ist jedenfalls ein absoluter Krimiklassiker - und ganz ohne Klassiker geht's ja bei mir nie :).
Thomas Beckstedt - 1888
Wien, im Jahre 1888. Die Zeitungen berichten über die Toiletten der adeligen Damen und den Gesundheitszustand des Kaisers. Eine Prostituierte wird brutal ermordet, dann ein bekannter Arzt. Dessen Kollege Dr. Richard Rollet beteuert seine Unschuld. Und wird doch zum Tod durch den Strang verurteilt. Nur Kriminalinspektor Johann de Vries glaubt nicht an die Schuld des angesehenen Mediziners und ermittelt gegen den Willen seiner Vorgesetzten in jenen Kreisen der Wiener Gesellschaft, die der Bezeichnung "die Besten" nicht immer gerecht werden.
Gut drei Jahrzehnte später finden wir uns in London wieder. Ein rätselhaftes Paket mit indischem Poststempel birgt die Tagebuchaufzeichnungen des mutmaßlichen Doppelmörders. Der Adressat, Georg, der in ziellosem Müßiggang die Schrecken des Großen Krieges zu vergessen sucht, taucht in das verworrene und bruchstückhafte Manuskript ein, um es zu einem Buch zu formen, um dem Leben und den Erlebnissen des Autors nachzuspüren und den grauenhaften Geschehnissen auf den Grund zu gehen.
Seine Recherchen führen ihn zurück an den Ursprung, nach Wien, wo die Zeit viele, jedoch nicht alle, Spuren ausgelöscht hat. Immer stärker verweben sich die Schicksale der beiden Männer, immer rauschhafter verstrickt sich Georg in die Welt des Richard Rollet, und immer deutlicher tritt aus den Nebeln der Vergangenheit eine Frau hervor: Maria, mit dem Engelsgesicht und den grünen Augen.
Wenn ich es nicht komplett falsch im Kopf habe, war auch dieses Buch damals eine Empfehlung, aber Thema und Zeit haben mich damals sofort abgeholt. Ich erinnere mich zwar auch, dass ich mit dem Schreibstil nicht immer klargekommen bin, aber das ist wohl Geschmacksache. Auf jeden Fall hat schon der Titel genügt, um gewisse Assoziationen zu einem gewissen Serienmörder zu wecken ;).
Oliver Henkel - Kaisertag
Es ist das Jahr 1988. In Deutschland herrscht Kaiser Wilhelm V., und die Soldaten tragen Pickelhauben. Wer es sich leisten kann, reist mit dem Zeppelin in die Kolonien, während es für alle übrigen die Platzkonzerte der Militärkapellen gibt.
Das ist die Welt des Hamburger Privatdetektivs Friedrich Prieß. Als ihm Franziska Diebnitz einen Auftrag anbietet, zögert er zunächst. Alles deutet darauf hin, dass ihr Mann sich das Leben genommen hat, aber sie ist davon überzeugt, dass er ermordet wurde. Prieß soll die Wahrheit herausfinden - doch Detektive meiden Leichen, besonders wenn der Verstorbene ein Offizier des allmächtigen Militärgeheimdienstes war. Schließlich überwindet Prieß seine Bedenken und fährt nach Lübeck, um Nachforschungen anzustellen.
Gemeinsam mit seiner früheren Verlobten Alexandra Dühring, jetzt Polizeipräsidentin der Hansestadt, findet er heraus, dass Oberst Diebnitz tatsächlich Opfer eines Mordes wurde. Und diese Entdeckung bringt sie auf die Spur von etwas, wogegen sich ein Mord beinahe harmlos ausnimmt ...
Ich glaube, in der Zwischenzeit hat der Autor leider das Schreiben aufgegeben, aber ich habe bis auf das letzte Buch seine Geschichten wirklich geliebt. Das Genre "Alternate History" ist hierzulande ja so gut wie unbekannt. Trotzdem fand ich diese Gedankenspiele immer total spannend, wie sich Geschichte hätte entwickeln können, wenn nur eine Sache anders stattgefunden hätte. Bekannt sind in diesem Bereich übrigens "Vaterland" von Robert Harris oder auch "NSA" von Andreas Eschbach (Letzteres hatte ich beim TTT ja auch schon mal dabei).
Tja, und damit sind wir leider schon wieder am Ende der vergnüglichen Runde angekommen. Welche Bücher sagen euch etwas? Welche findet ihr interessant und würdet ihr gerne lesen? Ich bin gespannt auf eure Meinungen!
Das nächste Mal bin ich voraussichtlich im Oktober mit dem "Gänsehaut"-Thema wieder mit von der Partie :).