Der Leseratz

REZENSION • HISTORISCH, KRIMI

Alex Beer - Die weiße Stunde

23. Oktober 2024

Fans von August Emmerich und Ferdinand Winter haben sicherlich die letzten Jahre einiges an Geduld mitbringen müssen, denn der Vorgängerband ist bereits 2021 erschienen ... Aus Sicht der Autorin kann ich es aber verstehen, wenn man zwischendurch auch mal etwas anderes schreiben will.

Nichtsdestotrotz hat sich die Wartezeit definitiv gelohnt und ich bin durch die Geschichte mehr oder weniger nur so geflogen. Und ich bleibe auch nach diesem sechsten Band dabei, wenn ich sage, dass die Emmerich-Reihe Alex Beers interessanteste und spannendste Reihe ist. Auch wenn ich Isaak Rubinstein und Felix Blom durchaus mochte - niemand versteht es so gut, das Wien der 1920er Jahre in all seinen unterschiedlichen Facetten lebendig werden zu lassen wie Alex Beer.

Der Klappentext

Wien 1923. Die Stadt gleicht einem Pulverfass, die politischen Lager haben sich radikalisiert, die Hakenkreuzler sind auf dem Vormarsch. Mitten in dieser angespannten Situation geschieht ein aufsehenerregender Mord: Marita Hochmeister, eine stadtbekannte Gesellschaftsdame, wird brutal erschlagen in ihrem Schlafzimmer aufgefunden.

Einen Tag später weist ein pensionierter Kriminalinspektor den Ermittler August Emmerich auf eine ungelöste Mordserie hin – damals, vor zehn Jahren, wurden drei Frauen auf ähnlich grausame Weise getötet wie das Opfer. Auch sie entstammten besseren Kreisen, und ihr Äußeres glich sich auf frappierende Weise.

Kann es sein, dass der Mörder zurückgekehrt ist? Und wenn ja, kann Emmerich ihn stellen, bevor er erneut zuschlägt?

Meine Meinung

Die Emmerich-Reihe gehört mittlerweile zu den Reihen, die ich bevorzugt höre, weil ich es einfach nicht müde werde, Cornelius Obonya zuzuhören, wie er mir das neueste Abenteuer von Emmerich und Winter vorliest. Hörbuch-Freunde dürfen sich in diesem Kontext gleich doppelt freuen, denn dieser Band liegt nun endlich ungekürzt vor - das heißt keine Kürzungen mehr! Aber zum Hörbuch noch später mehr.

Der Einstieg in die Geschichte gestaltet sich trotz der langen Pause recht gut, auch wenn die Autorin einige Anspielungen auf frühere Abenteuer des Ermittler-Teams eingebaut hat. Wer außerdem weiß, wie die Autorin ihre Bücher aufbaut, darf sich auch dieses Mal wieder auf eine Mischung aus Kriminalfall und privaten Geheimnissen, die es zu lüften gilt, gefasst machen. Nicht zu vergessen Veit Kolja, Emmerichs Intimfeind aus Kindertagen, der dieses Mal ebenfalls wieder mit von der Partie ist und der offensichtlich ebenfalls ein mörderisches Problem hat...

Mit am besten hat mir aber der feine Humor gefallen, der bereits nach den ersten Seiten durchblitzt und der mir einige Male einen Lacher bzw. ein Grinsen entlockt hat. In Summe ist somit eine Mischung herausgekommen, die besonders nach dem ersten Drittel ganz ordentlich Fahrt aufgenommen hat und mich die ganze Geschichte in nur wenigen Tagen sehr zügig durchhören hat lassen.

Ich hatte zwar das Gefühl, dass am Ende nicht alle offenen Fragen zu meiner vollsten Zufriedenheit geklärt wurden, aber damit kann ich leben. Ich muss allerdings auch eine kleine Warnung aussprechen: Das Buch endet mit einem ziemlich fiesen Cliffhanger, wenn man den sich verkneifen will, sollte man wohl das letzte Kapitel eher nicht lesen ...

Zum Hörbuch

Wie schon bei den Vorgänger-Bänden leiht auch hier Cornelius Obonya wieder seine Stimme den verschiedenen Figuren in dieser Geschichte. Und mit schöner Regelmäßigkeit verneige ich mich vor seinem sprachlichen Talent, so viele unterschiedliche Stimmen authentisch rüberzubringen, am meisten hat mich dieses Mal die des stellvertretenden Gerichtsmediziners beeindruckt, aber auch seine Interpretation von zeternden, älteren Frauen wie beispielsweise der Ordensschwester wirkte auf mich sehr realistisch.

Mein Fazit

Mit "Die weiße Stunde" legt Alex Beer den mittlerweile sechsten Band ihrer Emmerich-Reihe vor - und es war ein echter Genuss, dieses Buch nun endlich in voller Länge ohne Kürzungen hören zu dürfen! Das einzige Manko ist wohl, dass wir uns jetzt wieder auf eine laaaange Wartezeit bis Band 7 einstellen dürfen...