
REZENSION • JUGEND, FANTASY, HISTORISCH
Emily Bold - Palast der Lügen Bd. 1
25. August 2023
"Palast der Lügen" ist nach der Lilien-Dilogie von Sandra Regnier nun schon für mich die zweite Buchreihe, die eine jugendliche Protagonistin durch die Zeit ins 17. Jahrhundert an den Hof von Ludwig XIV reisen lässt. Nachdem ich schon recht lange eine gewisse Schwäche für das französische Barock und für Zeitreisen habe, war ich verständlicherweise neugierig, was die Autorin aus dieser Idee gemacht hat und welche Geschichte auf mich warten würde.
Der Klappentext
Für Sophie Dubois und ihre Familie zählt nur eines: Wann immer auf dem Pergament der Schuld wie von Zauberhand eine neue Aufgabe erscheint, gilt es, durch die Zeit zu reisen und den Auftrag zu erfüllen – bis Sophies Bruder eines Tages verschwindet.
Als sie sich kurzerhand selbst in die Vergangenheit begibt, landet Sophie mitten im Paris von 1688 und am Hofe des Palasts von Versailles. Der entpuppt sich nicht nur als gefährlich für eine junge Frau, sondern auch ihr mysteriöser Auftraggeber scheint ihr nicht zu trauen. Ungefragt stellt er ihr einen Fremden zur Seite: den geheimnisvollen Valentin Delacroix. Dabei sind die Gefühle, die er in ihr weckt, alles andere als hilfreich …
Meine Meinung
Die Geschichte beginnt mit den Grundregeln einer guten Lüge, fünf Stück sind es, die Sophie schon ihr Leben lang begleiten. Als Teil einer Familie, die schon seit Generationen in der Schuld des geheimnisvollen Teufels von Paris steht, hat sie immer den Platz in der zweiten Reihe, da nur die Männer der Familie die Aufträge - und damit die Reisen in die Vergangenheit - übernehmen dürfen. Verständlich, dass sie sich das als moderne, junge Frau nicht bieten lassen will...
Der recht einfach gehaltene Schreibstil machte es für mich leicht, sehr schnell in die Geschichte hineinzufinden, denn die Autorin hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Sophies innerer Konflikt ist nachvollziehbar, denn sie möchte sich beweisen und gleichzeitig ihren in der Vergangenheit verschollenen Bruder retten.
Auf der Gegenseite steht der sogenannte Teufel von Paris, dessen Identität nicht bekannt ist und der ein geheimnisvolles Ziel verfolgt. Als er merkt, dass Sophie an Elians Stelle getreten ist, bekommt Sophie mit Valentin einen Begleiter an die Seite, um Elians ursprünglichen Auftrag zu erfüllen. Als Verbündete kann Sophie außerdem auf die Hilfe ihrer Vorfahren Albert und Estelle zählen, die für die Blutschuld überhaupt erst verantwortlich sind.
In meinen Augen eine durchaus spannende Ausgangssituation, der ich gerne und recht rasch bis zum Ende gefolgt bin. Der Fantasy-Aspekt tritt in der Geschichte im Verlauf der Handlung ein wenig in den Hintergrund, ist aber ein schön beschriebener Rahmen. Bei den historischen Eckdaten und Fakten drückt die Autorin allerdings meiner Meinung nach die Augen sehr kräftig zu.
Ich toleriere bei einer fesselnden Story durchaus die eine oder andere Ungenauigkeit, aber hier waren in einzelnen Szenen für mich fast zu viele Unstimmigkeiten enthalten, um sie mit gutem Gewissen ignorieren zu können. Vor allem deswegen, weil sie meiner Meinung nach durch kleine Anpassungen durchaus zu vermeiden gewesen wären, ohne dass die weitere Handlung darunter gelitten hätte...
Es ist für mich auch verständlich, dass in einem Jugendbuch bestimmte historische Personen nicht vorkommen, um die Handlung nicht zu kompliziert zu machen. Schön wäre aber trotzdem ein Nachwort gewesen, wo die Autorin darauf eingeht, was sie warum geändert bzw. weggelassen hat. So hat das Ergebnis leider bei mir einen sehr durchwachsenen Eindruck hinterlassen, was Recherche und Lektorat des Buchs betrifft (Ein gut gemeinter Hinweis an den Verlag für eine zweite Auflage: Die Mehrzahl von "Monsieur" ist nicht "Monsieurs", sondern "Messieurs"!).
Einen recht großen Anteil nimmt in diesem Buch selbstverständlich auch die Liebesgeschichte ein. Ich lese persönlich eher selten reine Liebesromane, aber in Verbindung mit einem guten und spannenden Abenteuer finde ich sie in Ordnung. Was mir allerdings nicht gefällt, ist, wenn die Figuren immer bei solchen Gelegenheiten miteinander rummachen müssen, wo sie eigentlich eher einen kühlen Kopf bewahren sollten... Schlussendlich habe ich angefangen, diese Szenen einfach zu überspringen, weil sie für mich die Story nicht wirklich vorwärts gebracht haben. Hier wäre weniger in meinen Augen deutlich mehr gewesen...
Ein Wort noch zur Heldin dieser Geschichte: Sophie als Protagonistin konnte ich zumindest zu Beginn noch gut nachvollziehen. Jedoch verhält sie sich zwischendurch so dermaßen unreif, dass ich mich schon fragen musste, ob sie nun sieben oder siebzehn ist. Schade eigentlich, denn unter einer starken Frau verstehe ich auch jemanden, der seinen Kopf benutzt und andere um Rat fragt, wenn es notwendig ist - besonders wenn man in eine unbekannte Zeit reist, deren Gepflogenheiten man nicht kennt.
Bleibt die Frage: Werde ich Band 2 lesen? Ja, denn ich will trotz allem wissen, wie die Story ausgeht, wer der Teufel von Paris ist und was ihn antreibt. Sogesehen stimmt also auf jeden Fall der wichtigste Teil des Buchs für mich, aber es gab einige Details, die das Lesevergnügen immer wieder etwas getrübt haben.
Mein Fazit
"Palast der Lügen. Vergangen ist nicht vorbei" ist in meinen Augen ein durchwachsener erster Teil einer Dilogie. Zwar fand ich die Story sehr spannend zu lesen, jedoch geht die Autorin mit historischen Fakten für meinen Geschmack sehr, sehr großzügig um. Ein erklärendes Nachwort wäre hier wirklich hilfreich gewesen... Auch hätte es die Geschichte für mich glaubwürdiger gemacht, wenn die Heldin etwas besonnener an ihr Abenteuer herangegangen wäre. Macht für mich in Summe 2,5 Sterne, die ich auf 3 Sterne aufrunde.
- ★★★☆☆
- E-Book
- 400 Seiten
- Planet!
- 978-3522654999