Der Leseratz

Lesen oder fressen - das ist hier die Frage!

REZENSION • JUGEND, THRILLER

Louise Finch - Death. Life. Repeat

28. Juli 2024

Die Idee, einen Jugendlichen einen bestimmten Tag immer wieder erleben zu lassen, ist nicht gerade neu, denn Lauren Oliver hat das bereits vor ein paar Jahren ebenfalls aufgegriffen (Das Buch mit dem unaussprechlich langen Titel im Deutschen, das auch verfilmt worden ist). Louise Finch gibt dem Ganzen aber eine neue Perspektive, da wir die Geschichte dieses Mal aus einem männlichen Blickwinkel miterleben dürfen.

Das Buch erschien ursprünglich 2023 unter dem Namen "The Eternal Return of Clara Hart" bei dem kleinen, unabhängigen Verlag "Little Island Books", der sich auf Kinder- und Jugendbücher spezialisiert hat. Deren Ziel ist es laut Website, Bücher zu verlegen, die etwas bei jungen Leser:innen bewegen und die deswegen in Erinnerung bleiben. Damit ist meiner Meinung nach auch gut zusammengefasst, was man von dieser Geschichte erwarten darf.

Der Klappentext

Spencer, eher am Feiern interessiert als am Lernen, wird mit den dunklen Seiten seines Freundes Anthony konfrontiert, als dieser Clara Hart auf einer Party missbraucht. Die tragische Nacht wiederholt sich immer wieder, und Spencer erkennt schließlich, dass er in einer Zeitschleife gefangen ist. Wie oft wird er Clara Hart sterben sehen, bevor er diesen Bann brechen kann?
Louise Finch nimmt sich toxischer Männlichkeit, geschlechtsspezifischer Gewalt und kollektivem Schweigen an. Aktuelle Themen erzählt aus einer ungewöhnlichen Perspektive..

Meine Meinung

Wo und wann die Geschichte spielt, bleibt eigentlich relativ vage. Was man aber erfährt, ist Folgendes: James Spencer, genannt Spence, hat vor einem Jahr bei einem tragischen Unfall seine Mutter verloren, Vater und Sohn leiden gleichermaßen unter der Situation, schaffen es aber nicht, darüber zu sprechen.

Verständlich, dass Spence auch am ersten Todestag der Mutter eher den Kontakt zu seinen Freunden sucht und auf die im Klappentext erwähnte, verhängnisvolle Party geht. Das Ergebnis ist die Zeitschleife, aus der er - ganz in der Tradition von "Täglich grüßt das Murmeltier" - auszubrechen versucht, in dem er beginnt, bestimmte Ereignisse zu verändern.

Jede Wiederholung bringt dabei nicht nur für ihn neue Erkenntnisse, sondern auch für die Leser:innen, da auf diese Weise einige der beteiligten Figuren Stück für Stück mehr Tiefe bekommen. Spence dient hier nicht unbedingt als Sympathieträger. Aber ich halte seine Darstellung für realistisch, denn er ist ein junger Mann, dessen moralischer Kompass durch den Verlust der Mutter und durch den scheinbaren Zusammenhalt mit Anthony arg ins Wanken gekommen ist.

Mit jedem weiteren Freitag ist Spence somit einen Schritt weiter auf seiner Reise, aus seinem bisher gewohnten Leben auszubrechen und sein Umfeld kritisch zu hinterfragen. Ich sehe diese Geschichte deswegen auch ein bisschen als "Coming of Age"-Story, die Spence ein Stück reifer und erwachsener werden lässt.

Ich muss aber auch sagen, dass die Umsetzung an manchen Stellen für mich ein wenig geschwächelt hat. Manche Szenen wechseln so rasch, dass mir oft gar nicht sofort klar war, dass zwischen bestimmten Ereignissen Zeit vergangen ist. Gefühlt befand sich Spence morgens in der Schule und auf einmal paar Sätze weiter wieder auf der verhängnisvollen Party, ohne dass ich den Wechsel wirklich bemerkt hätte ...

Der Schreibstil ist darüber hinaus zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, die Dialoge sind - zumindest für mich - nicht immer nachvollziehbar. Leider verstärkt die "Qualität" der Übersetzung diesen Eindruck noch, denn es fehlen immer wieder einzelne Buchstaben und Wörter, Abstände zwischen zwei Wörtern oder auch Kommas.

Besonders zu Beginn bin ich außerdem an den umgangssprachlich verwendeten Beugungen der Verben hängengeblieben (z. B. "Ich geh" oder "Ich schau" außerhalb von Dialogen), dies gibt sich Gott sei Dank aber im Verlauf der Geschichte (mal abgesehen davon, dass der Übersetzer sich offensichtlich nicht zwischen "Ich schüttel" oder "Ich schüttle" entscheiden konnte).

Das Ende ist wohl Geschmacksache, ob es einem nun zusagt oder nicht. Ich fand es persönlich passend, aber fast ein wenig zu einfach. Auf jeden Fall kam es für mich ein wenig abrupt, was als Schlüssel für den Ausbruch aus der Zeitschleife herhalten musste ...

Mein Fazit

"Death. Life. Repeat" ist eine gute und wichtige Geschichte, deswegen tut es mir fast ein wenig weh, dass ich am Ende so einen durchwachsenen Eindruck davon gewonnen habe. Möglicherweise wäre mein Urteil für das englische Original besser ausgefallen, aber die Übersetzung hat definitiv den Ausschlag dafür gegeben, meine Bewertung nach unten abzurunden ...

  • ★★★☆☆
  • Hardcover
  • 304 Seiten
  • Beltz
  • 978-3407759399