REZENSION • BIOGRAFIE, HISTORISCH
Irene Gut Opdyke - Wer ein Leben rettet
29. August 2024
Ich bin ehrlich gestanden immer wieder erstaunt, wie manchmal Bücher ihren Weg zu mir finden. In diesem Fall war es die Verfilmung "Irena's Vow", die mich einmal mehr neugierig auf die literarische Vorlage gemacht hat.
Und was soll ich sagen? Auch wenn das Buch sprachlich nicht extrem anspruchsvoll ist, erzählt es eine wirklich sehr erstaunliche Lebensgeschichte, die mich sehr, sehr berührt hat. Ohne das weitere Lesejahr vorwegnehmen zu wollen, aber dieses Buch hat extrem gute Chancen darauf, mein Jahreshighlight 2024 zu werden!
Da das Buch auf Deutsch leider nur noch gebraucht zu bekommen ist, habe ich es auf Englisch gelesen - und das kann ich durchaus empfehlen! Das Buch ist nämlich durchgehend mit deutschen und polnischen Wörtern und Phrasen gespickt (Keine Angst, man versteht trotzdem, was gesprochen wird) und ich nehme an, dieser Charme geht in einer Übersetzung ziemlich sicher verloren.
Der Klappentext
Sie ist gerade siebzehn und Schwesternschülerin, als Irene Gut von den Schrecken des zweiten Weltkrieges eingeholt wird. Zunächst gerät sie in russische Gefangenschaft, kann fliehen und sich unter falscher Identität durchschlagen in ihre Heimatstadt. Dort allerdings warten bereits die deutschen Besatzer. Irene Gut wird zur Zwangsarbeit verpflichtet. 1942 holt der deutsche Major Eduard Rügemer Irene als Hausangestellte zu sich. Aus dem unbedarften Mädchen ist längst eine entschlossene Widerstandskämpferin geworden. Mutig schmuggelt sie Lebensmittel in das jüdische Getto, belauscht die Gespräche der SS-Offiziere und leistet Fluchthilfe. Ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit versteckt Irene zwölf jüdische Flüchtlinge im Keller der Villa des Wehrmachtoffiziers. Sie ist bereit jeden Preis zu zahlen, um Leben zu retten.
Meine Meinung
Dadurch dass ich den Film schon vor dem Buch gelesen hatte, wusste ich in etwa, was mich erwarten würde - und trotzdem wurde ich schon nach den ersten Seiten positiv überrascht.
Denn Irene Gut (oder Irena Gutowna, wie sie in ihrer Heimat eigentlich hieß) nimmt sich einiges an Zeit, um auf ihre Lebensumstände vor dem Zweiten Weltkrieg einzugehen, sprich man bekommt etwas an Vorgeschichte erzählt, was im Film komplett wegfällt bzw. unglücklich geschnitten wurde. Das hat mir im Nachhinein bei einigen Details durchaus weitergeholfen, die Geschichte besser zu verstehen.
Der Film hält sich zwar relativ eng an die Buchvorlage, hat sich an einigen Stellen aber doch einige Freiheiten genommen, die vermutlich der Dramaturgie geschuldet sind, denn der Film basiert nicht auf dem Buch, sondern auf dem Theaterstück, das auf Basis des Buchs geschrieben wurde. Ein Grund mehr meiner Meinung nach, sich auf das Buch einzulassen!
Man merkt der Geschichte zwar an, dass Irene Gut es mit Hilfe einer zweiten Person geschrieben hat, aber gerade diese einfache Erzählweise hat in ihrer Schlichtheite eine enorme Kraft auf mich ausgeübt. Man merkt hier mit jeder Zeile, dass man von einem ganz normalen Menschen eine Geschichte erzählt bekommt, wie sie bemerkenswerter nicht sein könnte.
Irene ist keine Figur, wie sie sich jemand für eine fiktive Geschichte ausdenkt. Sie ist zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gerade einmal 17 Jahre alt und hat sich nicht vorgenommen, eine Heldin zu werden. Stattdessen folgt sie ihrem Gewissen - und entschließt sich im Angesicht der Nazi-Gräuel zu helfen und nicht wegzusehen. Etwas, was sie selbst am Ende ihres Lebens dazu getrieben hat, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben, um den Holokaust-Leugnern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Herausgekommen ist jedenfalls ein in meinen Augen ganz erstaunliches Buch, das es verdient, auch heute noch gelesen zu werden. Die Taschenbuchausgabe wird jedenfalls einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal bekommen - das weiß ich jetzt schon!
Mein Fazit
"Wer ein Leben rettet..." erzählt in schlichten und ergreifenden Worten das Leben der jungen Irene Gut, die mehr oder wenig unfreiwillig zu einer echten Heldin während des Zweiten Weltkriegs wird. Eine wirklich bemerkenswerte Geschichte, die mich sehr, sehr berührt hat und wo ich am liebsten noch einen sechsten Stern vergeben würde!
- ★★★★★
- Hardcover
- 287 Seiten
- Diana
- 978-3828450349