Der Leseratz

Lesen oder fressen - das ist hier die Frage!

REZENSION • JUGEND, THRILLER

Melissa C. Hill & Anja Stapor - Lupus Noctis

14. September 2024

"Lupus Noctis" fand seinen Weg über die Bücherei zu mir. Wobei ich auf das Autorinnen-Duo bereits letztes Jahr durch Netgalley aufmerksam wurde, als für ihr zweites Buch "Tristan Mortalis" geworben wurde. "Lupus Noctis" dagegen ist ihr Debüt - und mich hat schon damals der Klappentext angesprochen. Auch wenn mich die Inhaltsangabe von der Art her ein wenig an "Saeculum" von Ursula Poznanski erinnerte, dachte ich mir, gebe ich dem Buch eine Chance.

Ich mag Jugendthriller und ich gebe zu, ich mag auch diese "closed settings" zum Gruseln zwischendurch ganz gerne. Herausgekommen ist für mich allerdings ein etwas durchwachsenes Buch, vielleicht habe ich aber auch schon zu viele Bücher in diese Richtung gelesen ... Und man kann sagen, was man will, Poznanski hat die Latte in diesem Bereich in meinen Augen schon recht hoch gelegt.

Der Klappentext

Sechs Jugendliche steigen hinab in ein unterirdisches, verlassenes Bunkerkrankenhaus, um den perfekten Nervenkitzel zu erleben. An diesem unheimlichen, nahezu lichtlosen Ort wollen sie ihr Lieblingsrollenspiel Lupus Noctis weiterspielen. Doch schon nach kurzer Zeit stellt sich heraus: Der Schlüssel zur Tür fehlt – der Ausgang ist versperrt. Ein Versehen? Oder wurden sie in der Dunkelheit eingesperrt?

Meine Meinung

Die Geschichte beginnt gleich ziemlich rätselhaft, nämlich aus der Perspektive des unbekannten Jägers, der es auf die Jugendlichen abgesehen hat. Für eine gewisse Spannung ist also von Anfang an gesorgt, denn natürlich will man wissen, was genau passieren wird und was das Motiv für das Verhalten ist.

Zunächst einmal begleitet man allerdings die verschiedenen Jugendlichen bei den Vorbereitungen für das Spiel, beim Absteigen in das Krankenhaus und beim Rollenspielen, ehe der Schlüssel verschwindet. Dies wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, wobei ein Wechsel durch den Namen der erzählenden Figur und durch Datum und Zeit angezeigt wird. Auch wenn ich zunächst dadurch einige Probleme hatte, die Figuren richtig einzuordnen bzw. sie mir zu merken, wurde das mit der Zeit besser, je weiter die Geschichte fortschritt.

Womit ich allerdings ein wenig gekämpft habe, waren die verschiedenen Regeln des Rollenspiels. In der Verlagsbeschreibung steht, dass es auf einem realen Rollenspiel basiert. Hier hat man vermutlich Vorteile, wenn man dieses Spiel kennt bzw. wenn man selbst Rollenspieler ist - bei beiden Dingen muss ich leider passen. So habe ich das Spiel einfach an mir vorüberziehen lassen und habe mich stattdessen auf die eigentliche Geschichte konzentriert, die etwa nach den ersten 100 Seiten des Buchs einsetzt.

Ich hatte schon nach kurzer Zeit zwei Theorien, wer der unbekannte Jäger sein könnte - mit einer lag ich richtig. Die andere zerschlug sich dann auf einmal ziemlich brutal ... Ein Aspekt, der mich tatsächlich etwas überrascht hat, denn ich hatte mit so einer Wendung nicht unbedingt gerechnet. Genauso wenig auch mit den Ereignissen im Finale, die die vorher eher langsam fortschreitende Handlung auf einmal rapide beschleunigt haben. Hier sehe ich persönlich eine Schwäche des Buchs, denn vorher hat sich für mich die Spannung in dem schon gruseligen Setting fast ein wenig zu träge aufgebaut.

Die Charakterisierung des Jägers fand ich außerdem ein wenig zu schwarzweiß gehalten. Trotzdem fand ich das Ende gelungen, wo sich seine Identität und sein Motiv offenbaren, auch wenn es meiner Meinung nach ruhig etwas weniger extrem hätte sein dürfen. Wer das Buch gelesen hat, wird wissen, worauf ich anspiele - mehr will ich jetzt aber bewusst nicht dazu schreiben.

Mein Fazit

"Lupus Noctis" ist das Debüt des Autorinnen-Duos Melissa C. Hill und Anja Stapor, das ein sehr interessantes Setting und einen spannenden Jugendthriller verspricht. Wer "Saeculum" kennt, dem werden einige Handlungselemente bekannt vorkommen, trotzdem konnte mich das Buch bis auf einige Schwächen durchaus gut unterhalten.

  • ★★★☆☆
  • Broschiert
  • 416 Seiten
  • Dressler
  • 978-3751300858