Der Leseratz

Lesen oder fressen - das ist hier die Frage!

REZENSION • HISTORISCH, KRIMI

Beate Maly - Gold aus der Wiener Werkstätte

4. Oktober 2025

Beate Maly ist mittlerweile eine feste Größe im Bereich der historischen Kriminalromane. Mit "Gold aus der Wiener Werkstätte" führt sie ihre letztes Jahr gestartete Reihe rund um die Fälscherstochter Liliane Feigl und den Polizeiagenten Max von Krause fort.

Wieder einmal taucht die Autorin mit ihren Leserinnen und Lesern in das Wien der Jahrhundertwende ein - eine Epoche voller gesellschaftlicher Brüche, wirtschaftlicher Unsicherheit, aber auch künstlerischer Blüte. Wer sich gerne mit dieser Zeit auseinandersetzt und gleichzeitig ein wenig historischen "cosy crime" haben möchte, wird auch mit diesem Buch bestimmt eine Freude haben. Denn Maly versteht es ausgezeichnet, mit ihren unterschiedlichen Figuren diese Zeit lebendig werden lassen.

Der Klappentext

Wien, 1906: In einem Hotel wird die Leiche einer Prostituierten aufgefunden. Der auffällige Schmuck der jungen Frau führt Ermittler Max von Krause erneut zur Wiener Werkstätte, wo er Lili Feigl wiedertrifft. Als Lili auf eigene Faust nach dem Käufer des Schmucks sucht, stößt sie auf ein Netz aus Lügen und Intrigen, das bis in die höchsten Kreise Wiens reicht. Gemeinsam versuchen sie, den Täter zu entlarven, doch die Zeit scheint gegen sie zu spielen, denn schon bald geschieht ein weiterer Mord ...

Meine Meinung

Die Handlung setzt mit dem Fund der Prostituierten ein: Max von Krause wird an den Tatort gerufen, um möglichst diskret zu ermitteln.

Nach und nach erfährt die Leserschaft, wie es Lili seit ihrem letzten Zusammentreffen mit dem kaiserlichen Polizeiagenten ergangen ist. Und ihrem privaten Umfeld hat sich nicht viel geändert. Denn Lili hat dank ihrer Arbeit in der Wiener Werkstätte zwar nun weniger Sorgen, was die Ernährung betrifft, doch macht ihr der dem Alkohol und der Spielsucht verfallene Vater nach wie vor Probleme. Probleme, die sie auch vor ihren Freundinnen und Kolleginnen in der Werkstätte lieber verheimlicht.

Man sieht schon, das Besondere von Malys Geschichten liegt nicht unbedingt im Krimi selbst, sondern eher darin, wie es ihr immer wieder gelingt, ihre Protagonisten und Nebenfiguren zu "vernetzen", sodass diese einander helfen können. Dies zeigt sich vor allem in der Figur von Max' Mutter Adele, die es sich nicht nehmen lässt, ihren Sohn durch ihre gesellschaftlichen Kontakte bei seiner Arbeit weiterzubringen (wenn sie ihn nicht gerade zum Heiraten überreden will :D).

Auch wenn Lili in diesem Band weniger aktiv ermittelt, gelingt es ihr doch, an die eine oder andere Information zu kommen, die sie an Max und in weiterer Folge an den Reporter Herbert weitergeben kann, der auch bereits im letzten Band eine gewisse Rolle gespielt hat.

Geübte Krimileser:innen werden wohl bald die Zusammenhänge erahnen, Malys Stärke liegt aber weniger im atemlosen Thrill, sondern vielmehr in der behutsamen Verknüpfung von historischer Recherche (Einiges dazu erfährt man auch im Nachwort) und einem feinen Gespür für ihre Figuren.

Mein Fazit

"Gold aus der Wiener Werkstätte" ist ein atmosphärisch dichter historischer Krimi, der weniger mit blutigen Effekten als mit detailreicher Milieuschilderung und liebevoll gezeichneten Figuren aufwarten kann. Wer historische Romane gewürzt mit einer Prise Krimi liebt und Wien auch einmal von seiner abgründigen Seite kennenlernen möchte, wird hier bestens unterhalten.

  • ★★★★☆
  • E-Book
  • 256 Seiten
  • Emons
  • 978-3740823733