Der Leseratz

Lesen oder fressen - das ist hier die Frage!

REZENSION • GRUSEL, THRILLER, JUGEND

Kerri Maniscalco - Stalking Jack the Ripper

20. Januar 2024

Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wo ich das erste Mal auf dieses Buch gestoßen bin, aber eines weiß ich zumindest mit Gewissheit: Als es mir in der Bücherei im englischen Original quasi in die Hände gefallen ist, wurde ich durch die Art der Gestaltung schon neugierig. Besonders die Fotos und Zeichnungen fand ich interessant, die einigen Kapiteln beigefügt worden sind.

Die Autorin ist mir bereits im Zusammenhang mit den "Kingdom of the Wicked"-Büchern begegnet, aber ich gebe zu, mit dem "Jack the Ripper"-Thema kriegt man mich relativ leicht. Außerdem versprach der Klappentext eine interessante Heldin, mit der man zusammen auf Spurensuche nach dem wohl berüchtigsten Serienmörder unserer jüngeren Geschichte gehen darf.

Der Klappentext

London, im Jahr 1888. Audrey Rose Wadsworth ist die Tochter eines Lords und hat ein Leben voller Reichtum und Privilegien vor sich. Doch zwischen Teeverabredungen und Kleideranproben führt sie ein verbotenes Doppelleben. Entgegen den Wünschen ihres strengen Vaters und den Erwartungen der Gesellschaft schleicht sich Audrey oft in das Labor und den Hörsaal ihres Onkels, um Gerichtsmedizin zu studieren.

Dabei arbeitet sie an einer Reihe grausam zugerichteter Leichen und stößt auf Ungereimtheiten. Gemeinsam mit dem attraktiven Thomas Cresswell fängt sie an zu ermitteln – schnell wird klar, dass sie sich auf der Spur des berüchtigten Serienmörders Jack the Ripper befinden. Die Suche nach Antworten führt Audrey zurück in ihr eigenes Umfeld … und zu einem furchtbaren Geheimnis.

Meine Meinung

"Stalking Jack the Ripper" ist für mich exzellentes Beispiel dafür, dass die Summe aller interessanten Teile nicht automatisch auch eine interessante Geschichte ausmacht, frei nach dem Motto "Auf meiner Liste stehen a) Viktorianisches Setting, b) Krimi, c) Grusel, d) Liebe und e) feministische Protagonistin und das arbeite ich dann einfach Stück für Stück ein".

Gleich der Beginn zeigt in diesem Zusammenhang deutlich auf, was Leser:innen hier erwarten dürfen. Denn Audrey Rose führt unter der Aufsicht ihres Onkels eine Autopsie an einer Leiche durch, um von ihm die Erlaubnis zu bekommen, verkleidet an den Medizin-Vorlesungen teilzunehmen. Klingt gut und spannend? Ja, das fand ich auch, aber irgendwie verfliegt dieser Zauber recht bald, auch wenn sie genau dort bereits das erste Mal auf ihren Love Interest Thomas trifft.

Wo wir gerade dabei sind: Die Liebesgeschichte war für mich extrem schwer zu fassen, denn Chemie gab es zumindest für mein Empfinden zwischen diesen beiden Figuren so gut wie keine. Somit habe ich auch bis zum Schluss nicht wirklich verstanden, warum er ihr immer wichtiger wird. Er ist eben da, er hilft ihr, er ermittelt mit ihr, sie reden - aber den Funken habe ich nie gespürt, der ihn für sie zu etwas Besonderem macht.

Von Krimi-Seite her war die Handlung her recht einfach gestrickt, in dem Kontext verrät leider der Klappentext fast schon zu viel ... Und wenn man noch eine weitere ungeschriebene Regel des Krimi-Genres anwendet, kommt man schnell dahinter, wen hier die Autorin zu Jack the Ripper gemacht hat. Auch wenn immer wieder einzelne Szenen den echten Ripper-Morden entnommen sind (und auch recht plakativ beschrieben werden), erhöhte das die Spannung für mich nicht wirklich.

Irgendwann habe ich mich tatsächlich beim Lesen bei der Frage ertappt, für wen dieses Buch eigentlich geschrieben wurde. Denn der Schreibstil ist recht einfach, die Protagonistin zumindest für mein Empfinden für die viktorianische Ära deutlich zu modern angelegt. Das zeigt sich nicht nur im Verhalten ihrer Familie gegenüber, sondern auch in der Art und Weise, wie sie denkt und redet.

Am Ende habe ich für mich entschieden, dass ich hier wohl einen Gruselthriller im New Adult-Bereich vor mir habe ... Und denke, ich wäre an das Buch wohl anderes herangegangen, wenn ich das vor dem Lesen gewusst hätte, dass hier wohl eher jüngere Leser:innen angesprochen werden sollen. So bleibt für mich ein eher durchschnittlicher Gesamteindruck, den ich nicht zwangsläufig um jeden Preis mit der Fortsetzung vertiefen muss.

Mein Fazit

"Stalking Jack the Ripper" ist der Auftakt zu einer Reihe, von der ich mir ehrlich gestanden etwas mehr erhofft habe, als ich schlussendlich bekommen habe. Ich will aber nicht ausschließen, dass ich einfach mit falschen Vorstellungen an dieses Buch herangegangen bin. Für jüngere Leser:innen, die Grusel, Thriller und Liebe mögen, könnte das Buch daher durchaus etwas sein :).

  • ★★★☆☆
  • Taschenbuch
  • 416 Seiten
  • Piper
  • 978-3492707817