REZENSION • KRIMI
Veit Heinichen - Beifang
7. August 2024
Langsam wird es eine Tradition: Jedes Mal, wenn ich mir denke, es gab schon lange keinen neuen Heinichen mehr, finde ich kurz danach irgendwo die Ankündigung, dass demnächst ein neues Buch des Autors erscheinen wird. "Beifang. Commissario Laurenti hat noch einiges zu tun" bildet hier keine Ausnahme :).
Mittlerweile sind wir beim zwölften Band bei dieser Reihe angekommen und langjährige Fans des Triestiner Commissarios wissen, worauf sie sich freuen dürfen. Und kurz und knapp gesagt: Heinichen enttäuscht seine Leser:innen auch in dieser Geschichte nicht. Denn die heimliche Heldin dieser Geschichte ist nach wie vor die Wahlheimatstadt von Veit Heinichen: Triest. Der Krimi ist hier eher der Aufhänger für viele andere Dinge, die man an Heinichens Büchern zu schätzen gelernt hat.
Der Klappentext
Was zieht Commissario Laurenti da aus dem Meer? Nahe der Segelyacht A, die seit den Sanktionen gegen Russland im Hafen von Triest festgesetzt ist, treibt ein tote Skipperin. In der Nacht hat es einen Anschlag auf das Schiff gegeben. Was hat die Leiche damit zu tun? Proteo Laurenti und sein Team stoßen auf ein Netz aus Gefälligkeiten, Eigeninteressen und Hinterzimmerdeals, in das die ganze Stadt verwickelt scheint. Offenbar auch ihr alter Bekannter Raffaele Raccaro. Aber ist er Strippenzieher oder nur ein kleiner Fisch? In jedem Fall ist er bereit, Opfer zu bringen, solange er davon profitiert…
Meine Meinung
Die Bedeutung des Untertitels "Commissario Laurenti hat noch einiges zu tun" erschließt sich dieses Mal bereits gleich zu Beginn des Buchs. Denn obwohl unser guter Commissario seinen Job gerne macht, ist er gezwungen, an die Pension zu denken und einen entsprechenden Antrag zu unterschreiben ...
Was ihn aber nicht daran hindert, sich mit vollem Elan um seinen neuesten Fall bzw. um die Leiche zu kümmern, die er dieses Mal höchstpersönlich aus dem Wasser fischt. Wer dafür verantwortlich ist? Ja, das gilt es zu ermitteln. Und dabei läuft ihm ein alter Bekannter von früher über den Weg, der seine Finger in jeder Menge dubioser Geschäfte mit den Russen hat.
Daraus ist unschwer zu erkennen, dass Heinichen dieses Mal auf ganzer Linie auf sein bewährtes Arsenal von vertrauten Figuren zurückgreift, die treue Leser:innen schon in früheren Büchern kennen- und liebengelernt haben. Spaßig fand ich in diesem Zusammenhang ein wenig die etwas geheimnisvolle Darstellung von Laurentis "Beziehung" zur kroatischen Staatswanwältin Ziva Ravno - da hat sich der Autor in früheren Büchern deutlich weniger ein Blatt vor den Mund genommen :D.
In Summe gibt das diesem Buch trotz der üblichen politischen Verstrickungen (Die ja schließlich ein Markenzeichen von Heinichens Büchern sind) einen gewissen "cozy Touch", den ich in dieser Form nicht in Erinnerung habe. Das Tempo der Handlung passt dazu, denn Heinichen erzählt die Geschichte eher gemächlich, immer gespickt mit diversen Besuchen von diversen Plätzen, Straßen und Lokalen in der Stadt.
Was mich im Umkehrschluss immer spekulieren lässt, inwiefern bestimmte Umstände den Tatsachen entsprechen oder erfunden sind (wenn beispielsweise in Laurentis Stammlokal, der Gran Malabar, nun neue Leute das Ruder innehaben). Eines ist auf jeden Fall klar: Kennt man die Stadt von eigenen Besuchen, weckt es unweigerlich Erinnerung und / oder die Lust, die Stadt erneut zu besuchen!
Bleibt die Frage offen, ob dies nun der letzte Fall für Laurenti war oder nicht, da nun die Pensionierung bevorsteht. Ich sage: Vertrauen wir einfach mal darauf, dass Heinichen die Lust nicht so bald auf seinen Commissario ausgeht. Und darauf, dass ich wieder sagen kann: Es gab schon lange kein neues Buch mehr :).
Mein Fazit
"Beifang" ist das mittlerweile zwölfte Buch aus der Laurenti-Reihe aus der Feder von Veit Heinichen. Besonders langjährige Fans werden mit diesem Buch sicher sehr viel Freude haben, da viele bekannte Figuren von früher in diesem Buch auftauchen. Es ist eben ein bewährtes Konzept, das auch dieses Mal in meinen Augen wieder erfolgreich aufgeht :).
- ★★★★☆
- Hardcover
- 304 Seiten
- Piper
- 978-3492070638