Der Leseratz

Lesen oder fressen - das ist hier die Frage!

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Vom SuB befreit: Die Liebermann-Papiere

26. Oktober 2023

Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber derzeit lese ich wirklich recht wenig vom SuB. Entweder müssen derzeit Neuerscheinungen "dran glauben" oder ich suche gleich komplett spontan wir etwas Neues aus. Lediglich mit dem dreimal im Jahr stattfindenden Bingo habe ich eine realistische Chance, mal wieder ältere Bücher vom SuB wegzulesen.

Was mir auch die Gelegenheit beschert, mal wieder ein Buch unter der Rubrik "Vom SuB befreit" vorzustellen. "Die Liebermann-Papiere" von Frank Tallis sind in etwa zu der Zeit bei mir eingezogen, als die erste Staffel der Serie "Vienna Blood" bei uns ausgestrahlt wurde. Warum? Die Serie basiert nämlich auf dieser Buchreihe - und ich fand schon die ersten Folgen ziemlich cool. Und bei solchen Gelegenheiten werde ich immer neugierig, mir das Buch zu schnappen und zu schauen, was geändert und/oder gestrichen wurde.

1. Welches Buch hast du gerade vom SuB befreit?

"Die Liebermann-Papiere" erschien ursprünglich 2005, ich habe aber gesehen, dass der Autor über die Jahre in unregelmäßigen Abständen immer wieder an der Reihe weitergeschrieben hat.

Der englische Titel lautet "Mortal Mischief", was ich für gelungener halte als die in meinen Augen etwas nichtssagende deutsche Variante.

Und darum geht es:

Wien, Anfang des 20. Jahrhunderts: Der Tod des jungen Mediums Charlotte Löwenstein gibt Rätsel auf. Es gibt keine Spuren von Gewalt, ein Abschiedsbrief deutet auf Selbstmord hin. Der Polizist Reinhardt glaubt weder daran noch an übersinnliche Kräfte und bittet den jungen Arzt und Psychoanalytiker Max Liebermann um Hilfe. Der ist bekannt für seinen kühlen Verstand. Und für seine unkonventionellen Methoden …

2. Warum ist das Buch auf deinen SuB gewandert?

Tja, warum wandern Bücher auf den SuB? Gerade bei älteren Titel passiert das immer dann, dass ich dann eine Art von FOMO bekomme, von wegen das Buch könnte ja irgendwann nicht mehr zum Lesen zur Verfügung stehen, also am besten holen und horten, bis ich zum Lesen komme. Klassisches Hamsterprinzip eben :D.

3. Weshalb hast du es jetzt gelesen?

Wie bereits früher erwähnt, setze ich mir ab und zu ältere Bücher auf meine Bingo-Karte, um mich gezielt meinen SuB-Leichen zu widmen. Beim Gruselbingo hat es jetzt besonders gut gepasst, weil hier immer Krimis, Thriller, Grusel und Horror-Romane thematisch gefragt sind.

4. Was hat dir an dem Buch gefallen / nicht gefallen?

Ich habe fast 14 Tage für das Buch gebraucht. Dafür konnte das Buch aber nichts. Ich hatte einfach permanent andere Dinge im Kopf, die es mir schwer gemacht haben, mich auf die Geschichte zu konzentrieren. Mit etwas mehr als 500 Seiten ist der Roman auch nicht gerade dünn - und wenn pro Tag nicht mehr als durchschnittlich 40 Seiten von der Konzentration her drin sind, tja, dann braucht es eben die Zeit, die es braucht.

Dass der Verlag das Buch als Roman und nicht als Krimi bezeichnet, hat meiner Meinung nach durchaus seine Berechtigung. Ja, die Geschichte wird durch eine tote Frau in Gang gesetzt, aber es geht in dieser Geschichte auch um die Familien der beiden ungleichen Hauptfiguren, um ihr Umfeld und nicht nur um ihre Arbeit.

In diesem Zusammenhang fand ich oft die Szenen am spannendsten, die sich mit Max' Arbeit als Psychoanalytiker befasst haben, wo man ihm quasi über die Schulter gucken konnte, wie er seine Patienten bzw. Patientinnen behandelt. In einer Zeit, wo Sigmund Freud selbst noch sehr in der Kritik stand, war das umso spannender, quasi die Anfänge der Psychoanalyse mitzuerleben.

Gut gefallen haben mir auch die Szenen mit Max, seiner Freundin Klara und seiner Familie. Klara erwartet einen Heiratsantrag von ihm, den er zu Beginn pflichtschuldig auch macht, obwohl er insgeheim zweifelt, ob er überhaupt schon heiraten will. Sein Vater, der ihn eigentlich lieber als Erben im Familienunternehmen sehen will, macht es ihm da nicht gerade einfacher.

5. Wie hast du das Buch bewertet?

Der Krimi tritt in meinen Augen über weite Strecken eher in den Hintergrund. Zwar werden die Verdächtigen recht detailliert dargestellt, es kristallisiert sich aber niemand heraus, der als Mörder in Frage kommt. Abgesehen davon, dass die längste Zeit nicht klar ist, ob es überhaupt ein Mord war und wie der Täter vorgegangen sein könnte.

Ich habe deswegen lange zwischen drei und vier Sternen geschwankt, habe mich dann aber doch für vier Sterne entschieden, weil ich das Setting einfach zu interessant fand, um nicht doch wenigstens einen weiteren Band aus dieser Reihe lesen zu wollen :).