Der Leseratz

Lesen oder fressen - das ist hier die Frage!

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Vom SuB befreit: Opfer 2117

27. Januar 2024

2024 steht ja für mich unter dem Motto der Reihen und der Verjüngung des SuBs ... Auch wenn ich bei einigen Büchern nicht sicher bin, wie lange sie tatsächlich schon bei mir hausen, denn manche "Einzugdaten" musste ich letztes Jahr nach gut zwei Jahren SuB-Nichtpflege einfach schätzen. Auf jeden Fall ist am Ende rausgekommen, dass sich ein paar Reihenbücher eingenistet haben, die sozusagen liegen geblieben sind.

Reihen sind für mich immer in gewisser Weise Langzeitprojekte, denn ich brauche die Abwechslung beim Lesen. Daher bin ich meistens eher schlecht darin, eine Reihe am Stück runterzulesen (obwohl es auch hier schon Ausnahmen gegeben hat, keine Regel ohne Ausnahmen :D). Aber gerade im Krimi- und Thriller-Bereich brauche ich meistens einen längeren Atem, um wirklich aufzuschließen ... Besonders das "Sonderdezernat Q" ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie lang ich manchmal für eine Reihe brauche, denn den ersten Teil habe ich sicher schon vor gut zehn Jahren gelesen :D.

1. Welches Buch hast du gerade vom SuB befreit?

"Opfer 2117" ist der achte Band der "Sonderdezernat Q"-Reihe von Jussi Adler-Olsen. Aufmerksam wurde ich auf die Reihe seinerzeit, als ich meine sogenannte "Cold Case"-Phase hatte - denn das ist ja genau das, was das Sonderdezernat eigentlich tut: Alte ungelöste Fälle aufgreifen und aufklären. "Opfer 2117" geht hier allerdings ganz andere Wege, als man sie sonst vom Autor kennt, denn es wird hier ungewohnt persönlich und politisch.

Persönlich deswegen, weil hier endlich das Geheimnis um die Vergangenheit von Assad, einem der Kollegen aus Carls Team, gelüftet wird. Politisch deswegen, weil hier der Autor in seiner Geschichte einen ziemlich großen Bogen von Flüchtlingspolitik bis hin zu Amoklauf und Terrorismus spannt.

Gleichzeitig bleibt der sonst übliche Sprung in die Vergangenheit komplett aus, Adler-Olsen wirft uns Leser:innen unmittelbar in seine neue Geschichte hinein.

2. Warum ist das Buch auf deinen SuB gewandert?

Als "Opfer 2117" erschien, bin ich damals mitten drin in einer recht heißen Phase meines Bachelor-Studiums gewesen. Daher ist in der Zeit einiges ungelesen auf meinen SuB gewandert, ohne dass ich groß eine Chance gehabt hätte, neue Bücher möglichst kurz nach ihrem Erscheinen zu lesen.

3. Weshalb hast du es jetzt gelesen?

Diese Frage ist recht schnell beantwortet, denn im März wird tatsächlich der letzte Band der Reihe erscheinen - und bis dahin möchte ich gerne aufgeschlossen haben, um diesen letzten Band zur Abwechslung einmal zeitnah zu lesen (und nicht erst Jahre später :D).

4. Was hat dir an dem Buch gefallen / nicht gefallen?

Wie ich bereits weiter oben erwähnt habe, geht Adler-Olsen hier komplett andere Wege, als man eigentlich von der "Sonderdezernat Q"-Reihe gewohnt ist. Das geht so weit, dass der Autor sogar mit seinem gewohnten Schema bricht, einen "Cold Case" ins Spiel zu bringen. Etwas, was ich neben den Figuren immer besonders gemocht habe, wenn man verfolgen konnte, wie die Spuren der Vergangenheit sich auf einmal mit den Ereignissen aus der Gegenwart nach und nach verbinden. Hier bekommt man das nicht, denn die Geschichte spielt gänzlich in der Gegenwart.

Besonders der Anfang fiel mir dieses Mal extrem schwer, ich hatte immer wieder das Gefühl, irgendwie im falschen Film, sorry, Buch gelandet zu sein. Rose, Assad und Carl verhielten sich für mein Empfinden so dermaßen "out of character", dass ich mich schon gefragt habe, ob ich hier irgendeine schlechte Fanfiction lesen würde (Vor allem die Bettszene am Anfang zwischen Rose und Assad hätte es in diesem Zusammenhang wirklich nicht gebraucht!).

Ich hatte außerdem erwartet, dass erst im Verlauf der Geschichte herauskommen würde, was Assad in seiner Vergangenheit gemacht hat. Es gab ja immer wieder Andeutungen und es wurde auch ein riesiges Geheimnis in den vergangenen Büchern drumherum gemacht. Womit ich jedenfalls nicht gerechnet habe, ist, dass Assad so mir nichts, dir nichts gleich zu Beginn des Buchs damit herausrückt. Die entsprechenden Rückblenden fand ich in diesem Umfang nicht wirklich notwendig, diese Informationen hätte man auch in gestraffterer Form an die Leser:innen geben können.

Darüber hinaus hatte ich auch mit den Antagonisten so meine Schwierigkeiten, denn sowohl der Handlungsstrang mit dem rachsüchtigen Terroristen als auch der mit dem jugendlichen Amokläufer konnten mich nicht wirklich begeistern. Zu eindimensional angelegt, zu wenig Tiefe, aber auch unser gewohntes Team agiert hier für meinen Geschmack sehr schablonenhaft.

Nur vereinzelt blitzte die gewohnte und vertraute Team-Arbeit auf, die ich in den vergangenen Büchern lieben gelernt habe, was mich wirklich traurig macht. Denn ich weiß, dass der Autor es besser kann. Bis dahin muss ich leider "Oper 2117" als den bisher schwächsten Teil der Reihe für mich verbuchen, das war einfach nichts für mich. Bleibt nur zu hoffen, dass der nächste Teil - "Natriumchlorid" - es wieder besser macht ...

5. Wie hast du das Buch bewertet?

Ich habe lange nachgedacht, wie ich "Opfer 2117" bewerten soll, denn nach dem letzten Band "Selfies" hat es mir schon etwas weh getan, wieder mit der Sterne-Zahl runterzugehen, aber ich kann beim besten Willen keine drei Sterne vergeben. Wenn ich schon darüber nachdenken muss, was mir an dem Buch eigentlich gefallen hat und mir stattdessen nur Kritikpunkte einfallen, reicht es leider nicht für mehr als zwei Sterne ...